top of page

SURAJ NATARAJAA

NATARAJAA, SURAJ_Movement in space_2013_Ruß auf Papier_50 x 80 cm.jpg

SURAJ NATARAJAA

Jenseits des Schwarzen. Ruß als Ausdrucks- und Reflexionsmittel

 

Natarajaa (geboren 1975) ist ein bildender Künstler, der in Kerala, Indien, geboren wurde, in Dubai, V.A.E., ausgebildet wurde und seinen Sitz in Deutschland hat. Sein Werk reflektiert elementare natürliche Prozesse und zeigt uns, wie Gemälde aus Feuer und Ruß, dem materiellen Rückstand des Feuers, entstehen. Nachdem der Künstler Ruß mithilfe eines Ölbrenners auf den Bildträger aufgetragen hat, kreiert er fließende geometrische Strukturen und Formen, darunter Ellipsen, Kreise, Ringe, Orbits, verdrehte Gestalten, Labyrinthe sowie Linien und Muster in Schwarz und Weiß. Jenseits der Herausforderung der Materialüberwindung liegt der Fokus insbesondere auf der Kompositionsarbeit. Natarajaa nutzt neben Rauch- und Kratztechniken in einigen seiner Werke eine Methode, bei der er die Leinwand zunächst mit Ruß schwärzt und sie anschließend dem Regen aussetzt. Dies führt zu einzigartigen und malerischen Spuren auf der Leinwand.

Natarajaas Kunstwerke entfalten sich durch die Zusammenführung von Energien an der Grenze zwischen Schöpfung und Zerstörung. Licht fungiert dabei als kreatives und generatives Element, jedoch auch als zerstörerisches Medium, da die Verbrennung von Licht Dunkelheit erzeugt. Dunkelheit wiederum schafft neue und unendliche Räume. Der entstehende Ruß repräsentiert einen endgültigen Zustand der Dinge und wird zum Symbol der Vergänglichkeit sowie zu einer Spur von etwas Flüchtigem.

In Natarajaas Kunst spielt Licht eine entscheidende Rolle bei der Darstellung der schwarzen Farbe, indem er mit dem Brennen des Lichts malt. Obwohl die meisten seiner Gemälde schwarz sind, liegt der Fokus darauf, das Licht einzufangen. Ähnlich wie Pierre Soulages, der sein ganzes Leben lang das Licht in der Farbe Schwarz erforschte, schlägt Suraj eine Äquivalenz zwischen der Farbe Schwarz und der Wahrheit der Abwesenheit vor. Er lädt den Betrachter ein, die Tiefe eines gegebenen Raumes zu erleben.

Natarajaa greift auf alte Techniken des Malens mit Feuer und Kratzen auf Ruß zurück, die eine jahrtausendelange Geschichte neben Pigmentmalerei und Steinschnitzerei haben. Ruß entsteht durch die unvollständige Verbrennung oder thermische Zersetzung von Kohlenwasserstoffen. In der Antike verwendeten Künstler Harz, um Ruß zu gewinnen. Ruß dient als effektiver strukturierender Füllstoff und ist ein leichtes sowie wetterbeständiges Medium. Die Anwendung von Ruß trägt zur Haltbarkeit des Kunstwerks bei und erhöht seine Widerstandsfähigkeit gegenüber Alterung unter dem Einfluss von Licht.

Ein weiterer bedeutender Aspekt von Natarajaas Arbeit ist der Rhythmus. Abhängig von der Entfernung des Ölbrenners zum Bildträger und der Art seiner Bewegung entstehen unterschiedliche und unerwartete amorphe Strukturen. Trotzdem haben die Prozesse von Feuer und Wasser auch ein kraftvolles, unkontrollierbares Momentum, wodurch in Natarajaas Werken stets etwas Unvorhersehbares zum Ausdruck kommt.

Natarajaa betrachtet sich nicht als den eigentlichen Schöpfer seiner Werke, sondern eher als Medium. Das Spektakuläre an Natarajaa liegt darin, dass er nicht direkt mit seinen Gemälden interagiert. Statt herkömmlicher Werkzeuge wie Pinsel und Farbe verwendet er Brenner und überlässt die Verantwortung dem natürlichen Prozess, sei es Feuer oder Regen. Dies führt zu etwas Unvorhersehbarem und Unbekanntem, wodurch Natarajaas Werke als generative Kunst betrachtet werden können. Ein Teil der Kunstwerke entsteht dabei durch ein autonomes System.

Jeder nicht-menschliche Algorithmus, sei er mathematisch, mechanisch oder biologisch, kann dieses System beschreiben. Er kann eigenständig Merkmale eines Kunstwerks bestimmen, die normalerweise die direkte Entscheidung des Künstlers erfordern würden. Es ist erstaunlich, dass bei gleichen Prozessen unterschiedliche Kompositionen entstehen können.

 
bottom of page